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© Stefan Stratmann - Christus Pantokrator

O Sapientia / o Weisheit

Christus Pantokrator

17. Dezember – O Sapientia / O Weisheit

In den letzten sieben Tagen des Advents – vom 17. bis 23. Dezember – wird Jesus unter sieben verschiedenen Titeln in den sogenannten O-Antiphonen angerufen. Diese Antiphonen sind in der Vesper des Stundengebetes als Magnifikat-Antiphonen und – in einer verkürzten Fassung – als Ruf vor dem Evangelium in der heiligen Messe zu finden. (In einer anderen Form finden wir sie auch im Gotteslob im Lied Nr. 222.)

Im ersten Teil jeder O-Antiphone steht eine bildhafte Anrede des erwarteten Messias, die der Sprache des Alten Testamentes entnommen ist. Anschließend wird sein ersehntes Wirken gepriesen. Die Antiphonen enden im zweiten Teil mit dem Ruf „Komm!“. In diesen Antiphonen kommt die ganze Sehnsucht des alttestamentlichen Gottesvolkes nach dem Erlöser zum Ausdruck, die nun im Bitten der Kirche wieder auflebt.

Die erste O-Antiphon – am 17. Dezember – spricht von der Weisheit!

Weisheit meint natürlich nicht „Wissen“ oder „wissenschaftliche Theorien und Kenntnisse über die Welt“. Weisheit ist nicht „Kopfwissen“, sondern „Lebenswissen“. Es geht dabei um Lebenseinstellungen, mit denen wir uns selbst und die Welt um uns herum betrachten. Es ist die Weisheit, die von Gott ausgeht. In der Bibel wird sie sogar personifiziert, sie wird wie eine Person dargestellt.

O Weisheit, Du bist aus dem Munde des Allerhöchsten hervorgegangen,
umfassest alles von einem Ende zum andern und ordnest es machtvoll und sanft.
Komm, uns den Weg der Klugheit zu lehren.

In alttestamentlichem Buch der Bibel, dem Buch Jesus Sirach, spricht die Weisheit: „Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor“ (Sir 24,3). Diese Aussage deutet voraus auf das, was sich im Neuen Bund enthüllen wird: Gottes Weisheit und Schöpfungswort ist tatsächlich eine eigene Person. Das ungeschaffene, ewige Wort des Vaters ist der Sohn Jesus Christus. Von ihm gelten die Aussagen über die Weisheit des Alten Testamentes: dass sie rettet, zu Freunden Gottes macht und Unsterblichkeit schenkt.

Die Weisheit entfaltet ihr Kraft

Im Buch der Weisheit heißt es: „Sie entfaltet ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All.“(Weis 8,1) Jesus Christus, Gottes Weisheit, lenkt den Lauf der Welt und das Leben eines jeden Menschen. Er überwindet alle Widerstände und kommt zum Ziel in unserem Leben und in der Welt – nicht durch Gewalt, sondern in Geduld. Wenn wir ihm einen Weg versperren, kommt er mit der starken und sanften Unnachgiebigkeit der Liebe auf eine andere Weise. Er hat viel mehr Möglichkeiten, uns zu besiegen, als wir Möglichkeiten haben, uns ihm zu widersetzen, und das ist unsere Hoffnung.

Die Weisheit lehrt uns den Weg der Klugheit, bzw. Einsicht

Am Ende der Antiphone rufen wir: „Komm, lehre uns den Weg der Klugheit!“ Lehre uns, nicht mehr blind unsere eigenen törichten Wege zu gehen, sondern den Weg des Heiles und des Friedens, den Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit, den Weg der Liebe. Diese Liebe ist die höchste Klugheit, weil sie uns ein brennendes Herz für Jesus Christus bewahrt. So lehrt uns Jesus Christus, der die ewige Weisheit selber ist, die wahre Klugheit: ihn vor allem zu suchen, ihn über alles zu lieben und ihm in allem tatkräftig und geduldig die Treue halten, bis er kommt.